Wundverschlussmittel
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Wenn Dein Baum eine Verletzung hat, kann ein Wundverschlussmittel bei der Heilung helfen. Für sehr nützlich halten Fachleute die Mittel besonders unter bestimmten Bedingungen, wie etwa im Winter und bei großen Verletzungen am Baum. Du kannst sie also nach einem Beschnitt, nach einer Veredelung oder nach Schäden durch Stürme oder Tiere verwenden. Wundverschlussmittel für Bäume heißen in der Umgangssprache oft einfach Baumwachs, aber im Handel beispielsweise auch Wund Balsam, Wundwachs oder Baumpflegemittel zum Wundverschluss. Du solltest sie nicht Baumanstichen (Weißanstrich) verwechseln, die Bäume hauptsächlich vor Frostschäden schützen sollen. Wenn Du Baumwachs kaufen willst, kannst Du auf ein paar Details achten. Aber riesig sind die Unterschiede nicht.
- Wie viel Wundverschlussmittel brauchst Du? Die Größen der Produkte unterscheiden sich beträchtlich.
- Wie willst Du das Mittel anwenden? Es gibt Wundverschlussmittel als Sprays, zum direkt aus der Tube Auftragen und solche, die Du mit einem Pinsel, einem Span oder einem Spachtel auf die Wunde streichst.
- Soll Dein Mittel rein natürlich sein oder darf es synthetische Zusätze enthalten?
- Spielt für Dich die Farbe eine Rolle? Es gibt Wundverschlussmittel, die unauffällig sein wollen und mehr oder weniger natürliche Baumfarben haben.
Was ist Baumwachs als Wundverschlussmittel für Bäume?
Baumharze und andere Wundverschlussmittel für Bäume sind Flüssigkeiten, die aus Wachsen, Harzen, Ölen und anderen Bestandteilen bestehen. Einige enthalten noch Wirkstoffe gegen Schädlinge wie Pilze und Bakterien. Wundverschlussmittel trägst Du nach Verletzungen an Bäumen auf das offene, frei gelegte Holz und den Rand der Wunde auf. Das Baumwachs soll den Wundverschluss unterstützen, also die verletzte Stelle schützen und erreichen, dass hier schneller eine Überwallung stattfindet. So nennen Baumfreunde einen wichtigen Vorgang bei der Verheilung: das Überwachsen und Einwachsen von neu gebildetem Holz in die verletzte Stelle. Viele Wundverschlussmittel bestehen aus natürlichen Inhaltsstoffen, aber manche haben künstliche Zusätze.
Für was braucht man Baumwachs?
Baumwachs brauchst Du für die Wundversorgung am Baum. Wenn Deine Bäume nach dem Beschneiden, Veredeln oder beispielsweise nach einem Sturm größere Verletzungen oder Schäden haben, müssen diese Stellen verheilen. Sonst können leicht Bakterien, Pilze und Feuchtigkeit in das Holz eindringen und sich dort vermehren. Fäule kann entstehen und sich ausbreiten – im schlimmsten Fall so stark, dass Du den betroffenen Baum fällen musst. Baumwachs und andere Wundverschlussmittel sollen den Heilungsprozess unterstützen und beschleunigen, damit erst gar keine Fäule entsteht.
Wann Wundverschlussmittel auftragen?
Baumwachs und andere BVM trägst Du auf, wenn ein Baum verletzt wurde. Das geschieht immer, wenn Du einen Baum im Rahmen der Baumpflege beschneidest oder ihn veredelst. Genauso kann ein Ast im Sturm abbrechen. Tiere können Äste abbeißen (Wildverbiss) oder großflächig Rinde abscheuern. Straßenbäume tragen durch Unfälle oft Verletzungen davon. Nach solchen Ereignissen bestreichst Du die verletzte Stelle möglichst sofort mit einem Pinsel oder einem Spachtel, bevor sie völlig ausgetrocknet ist. Die Behandlung soll verhindern, dass Schädlinge das „nackte“ Holz infizieren und Fäulnis verursachen.
Sind Wundverschlussmittel gut?
Bei der Frage, ob Wundverschlussmittel gut sind, also Wunden an Bäumen damit besser heilen, gehen die Meinungen der Fachleute auseinander: Manchen lehnen die Mittel grundsätzlich ab, manche empfehlen sie nur bei bestimmten Verletzungen und andere verwenden sie immer. Um zu verstehen, warum sich die Profis nicht einig sind, musst Du ein kleines bisschen darüber Bescheid wissen, wie Bäume ihre Wunden heilen.
Bei uns Menschen kennst Du das: Nach einem Schnitt oder einer kleinen Schürfwunde bilden Blut und Wundflüssigkeit eine Kruste. Unter der schaffen bewegliche Zellen die Trümmer jener Zellen fort, die bei der Verletzung zerstört wurden. Gleichzeitig wachsen hauptsächlich vom Wundrand her neue Zellen ein, ersetzen die abgestorbenen und schließen die Wunde komplett. Am Ende ist im besten Fall gar nichts mehr von der Verletzung zu sehen.
An Bäumen bildet sich nach Verletzungen keine vergleichbare Kruste. Sie können die Zellen, die abgestorben sind, nicht ersetzen. Bäume versuchen, vereinfacht erklärt, das Wundloch oder die Wundfläche ohne Kruste zu überwachsen. Fachleute sprechen von „Überwallung“. Die obere Schicht der Rinde, die nach der Verletzung einen Riss oder ein Loch hat, kann neue Zellen produzieren. Sie bilden rund um die Wunde einen dicken Wulst, der an eine Narbe erinnert. Mit dieser verdickten Zone dichtet die obere Schicht zumindest ihren verletzten Rand ab und schützt sich so auch vor Keimen aus dem Wundbereich. An der Wundfläche bleibt am Ende ein dicker, geschlossener Wulst (Kallus) übrig oder eine Vertiefung, eine Furche, die ein dicker Rand umgibt.
Hinter Wundverschlussmittel steckt die Absicht, Baumwunden wie bei Menschen mit einer Kruste zu bedecken. Unter der, sagen die Befürworter, ist die verwundete Stelle vor nachteiligen äußeren Einflüssen wie Bakterien, Pilze und Witterung geschützt. Darum würden Wunden an Bäumen besser und schneller verheilen.
Kritiker sagen allerdings, dass Fäulnis an Wunden nach einer Behandlung mit Baumwachs mindestens genauso so oft auftritt wie ohne Behandlung. Laut ihnen hält sich Feuchtigkeit unter den bedeckten Stellen sogar länger. Einige von den Bakterien und Pilze, die sowieso immer in Holz leben, würden in dem feuchten Mikroklima unter der Schutzschicht besser wachsen und könnten dem verletzten Baum schwer schaden. Zweitens würden Wind und Wetter die schützende Schicht zerstören. Sie trockne mit der Zeit aus, werfe Blasen, werde spröde und rissig und verliere Inhaltsstoffe, die Bakterien und Pilze abwehren sollen. Von außen könnten dann neue Feuchtigkeit und Keime eindringen.
Viele Baumpfleger haben eine Meinung, die dazwischen liegt. Sie geben andere Empfehlungen wie folgende ab:
- Wenn Du Deine Bäume oft pflegst und schneidest, wirst Du nur kleine Wunden am Baum zurücklassen. Die heilen fast immer schnell und unkompliziert, sodass Wundverschlussmittel nicht unbedingt notwendig sind.
- Wenn Du große Wunden hast, kannst Du den Rand mit einem Messer glätten und nur den Rand mit Wundverschlussmittel bestreichen. So beschleunigst Du womöglich das Überwallen: Der Wundbereich wird schneller vom Rand her überwachsen.
- Wenn Du sehr großflächige Wunden hast, kannst Du ebenfalls den Rand glätten und die Wunde bestreichen. Mit ein bisschen Glück wächst hubbeliges Holz (Flächenkallus) heran und verschließt die Wunde in wenigen Jahren. Allerdings musst Du rasch handeln: Die Oberfläche der Wunde sollte beim Abdecken möglichst noch nicht vollständig getrocknet sein.
- Im Winter kann es sinnvoll sein, Wundverschlussmittel auch bei kleineren Wunden zu verwenden. In der kalten Jahreszeit legen Bäume eine Winterruhe ein. Während dieser Zeit können sie sich nicht so gut gegen Erreger wehren wie im übrigen Jahr. Zudem ist die Witterung oft feucht und nass, was ebenfalls das Wachstum der Schädlinge begünstigt. Das kannst Du mit Wundverschlussmittel versuchen, auszugleichen.
Bei vielen Verletzungen kannst Du Dir auch selbst helfen. Es gibt oft ziemlich einfache Hausmittel. Sehr großflächige Wunden kannst Du beispielsweise sorgfältig mit einer schwarzen Kunststofffolie abkleben und bedecken.
Die richtige Anwendung von Wundverschlussmittel
Wenn Du Verletzungen an Bäumen mit einem Wundverschlussmittel behandeln willst, kannst Du dabei nicht viel falsch machen.
- Zuerst reinigst Du die Wunde ein bisschen, wenn sie unsauber ist. Gerade wenn Tiere den Baum geschädigt haben, kann die Verletzung mit Speichel und Erregern verunreinigt sein. Wenn der Wundrand ausgefranst ist, solltest Du ihn mit einem Messer etwas glätten.
- Jetzt trägst Du Dein Mittel auf. Bei zähem Baumwachs aus dem Eimer verwendest Du dazu meistens einen Holzspan oder eine Spachtel. Zwischen 5 - 30 °C geht das Bestreichen normalerweise gut. Zur Not kannst Du sehr zähes Baumwachs vor der Anwendung im Wasserbad bei 40 °C flüssiger machen. Es gibt auch Wundverschlussmittel, die Du mit dem Pinsel aufträgst oder direkt aus der Tube aufstreichst und Sprays zum Aufsprühen.
- Trage Dein Mittel großzügig, gleichmäßig und unverdünnt auf. Achte darauf, dass auch die Ränder der Wunde sowie alle Risse und Vertiefungen auf der Wundfläche gut bedeckt sind. Die schützende Schicht sollte keine Lücken haben.
- Das Mittel bleibt auf der Verletzung. Es bildet dort eine feste Schicht und schützt die Wunde.
Vorteile und Nachteile von Wundverschlussmittel
Du hast oben vielleicht schon gelesen, dass die Fachleute bei Wundverschlussmittel einige Vor- und Nachteile diskutieren. Hier sind sie noch einmal kurz zusammengefasst.
Vorteile | Nachteile |
Verschließt Wunden nach außen hin | Hält Feuchtigkeit länger fest und schafft damit bessere Bedingungen für Schädlinge im Holz |
Verhindert, dass Schädlinge von außen ins Holz eindringen und Fäule verursachen | Schutzschicht trocknet mit der Zeit aus und wird durchlässig, sodass auch von außen wieder Schädlinge eindringen können |